Wer sucht, der findet...

Samstag, 26. Dezember 2015

Kapitel 3; Tod

PAN

Pan, der gerade das Licht beim verlassen des rosaroten Zimmers ausknipste, wurde davon überrascht, dass sich der Raum fast augenblicklich wieder erhellte. Schnell bemerkte er, dass die gesamte Villa vom Licht aller Lampen beleuchtet war und witterte Gefahr.

Plötzlich ertönte ein lauter Knall im Erdgeschoss, einer der die Stille der Nacht zerriss und nur aus dem Lauf eine Handfeuerwaffe stammen konnte. Ein erstickter Schrei folgte dem lauten Geräusch. Pans Herz setzte für einen benunruhigend stillen Moment aus und schlug dann doppelt so schnell weiter. Und ohne weiter darüber nachzudenken, raste er die Treppe hinunter.

Das Szenario, dass ihn im Wohnzimmer erwartete ließ sein Herz für ein paar Sekunden aussetzen. Im Raum wimmelte es von Polizisten, die Pan anscheinend nicht erwartet hatten, denn kaum war er in Sichtweite, zückten sie auch schon ihre Waffen. Und direkt vor ihm lag Danyel, mit einem letzten Ausdruck des Schreckens auf seinem blassen Gesicht, ausgestreckt auf den weißen Marmorfliesen. An seinem Kopf klaffte eine blutige Wunde aus der quälend langsam eine dunkle Flüssigkeit heraussickerte. 

Die Zeit blieb für Pan bei diesem Anblick für einen kurzen Moment stehen, als die Erkenntnis langsam in sein Gehirn einsickerte. Der grausame, grässliche Schmerz umfasste Pans Herz wie eine eiserne Hand. Er blickte von der dem toten Körper seines Bruders auf und bemerkte, wie verloren er angesichts der bewaffneten Männer wirken musste. Zwischen all den schussbereiten Polizisten stand ein einziger, der nun langsam seine Pistole sinken lies. Der Einsatzleiter, wie Pan feststellte. "Ach es gibt zwei von euch.", sagte er mit einer unangenehm nasalen Stimme, die Pan eine Gänsehaut über den Körper jagte. "Nehmt die Waffen runter Leute, er ist doch nur ein Junge". Pan musste schlucken. 

Das Gefühl der Einsamkeit beschlich ihn, umwickelte ihn langsam wie eine Schlange, als ihm klar wurde, dass er soeben mit dem Tod seines Bruders alles verloren hatte, wofür es sich zu leben lohnte. Seine letzte Hoffnung galt dem Tode, er wollte nur noch seinem Bruder folgen. Der Mann mit der nervigen, nasalen Stimme trat vor. Pan sah dem Polizisten in die Augen, in diese kalten, grauen Augen, wohl wissend, dass er ihm jetzt völlig ausgeliefert war. Ergeben sah er zu Boden, bereit den Tod willkommen zu heißen. Dann holte der Polizist aus, mit der Hand in der er seine Waffe hielt und traf Pan seitlich am Kopf.

***

War das der Tod und die Erlösung von all seinen Schmerzen? Es war ein Raum, ohne Zeit, ohne Gefühl, ja nicht einmal einen Körper besaß Pan mehr. Er war sich überhaupt nicht mehr sicher da zu sein, zu existieren. Und doch...irgendetwas musste er sein. Wie sonst sollte er diese Gedanken fassen können, so flüchtig sie auch zu sein schienen? Dann spürte er einen leichten Druck, ein Gefühl das von der Stelle kam, an der einst sein Herz gewesen sein musste. Und mit diesem Gefühl, das sich wie ein Funken über seinen gesamten Körper ausbreitete, kam auch die gesamte Erinnerung wieder zurück, die ihn gewaltsam aus dem Schutz dieser Zwischenwelt riss.

***


Langsam kam er wieder zu Bewusstsein, öffnete seine verklebten Augen und stellte fest, dass er sich in völliger Dunkelheit befand. Der Boden unter ihm war kalt und hart und in der Zelle stank es nach Urin und Erbrochenem. Man hatten das Licht ausgestellt und ihm der völligen Dunkelheit und Orientierungslosigkeit ausgeliefert. Wollten sie ihn dadurch noch mehr quälen? Pan verfluchte seine Situation. Warum war er ausgerechnet bei Polizisten gelandet, die sich weder um Regeln scherten, noch die Justiz dem Richter überließen? Er schluckte schwer und plötzlich bemerkte er die klebrige Flüssigkeit an seiner Wange, die begleitet von einem stechendem Schmerz, von seiner Schläfe auszugehen schien.

Ein Schluchzen entfuhr seiner Kehle und der eiserne, kalte Griff um sein Herz verstärkte sich.  Er hatte so falsch gelegen. Pan ist von einem ganzen Leben ausgegangen, tatsächlich hatten er und sein Bruder nur noch wenige Minuten gehabt. Langsam kehrte auch wieder Gefühl in seinen restlichen Körper zurück und seine Glieder schmerzten, als er versuchte sich aufzurichten. Dann ging auch das Licht in der Zelle an. Schnell kniff er seine Augen zusammen, doch schon spürte er, wie man ihn hochriss und aus dem Raum schleifte. Grob drückten ihn Hände in einen Stuhl und er hörte eine Tür zuschlagen. Pan öffnete vorsichtig seine Augen und hob den Kopf, vor sich sah er den leitenden Polizisten sitzen, der selbe mit den kalten Augen, der ihn mit seiner Waffe bewusstlos geschlagen hatte. Sie befanden sich in einem düsteren Raum und den fehlenden Fenstern nach, im Keller des Gebäudes. 


"So. Wen haben wir denn da vor uns?", setzte der Polizist an. Es folgte eine kurze Sprechpause, in der der Mann die Reaktion des Jungen abwartete. Doch Pan zuckte nicht mit einer Wimper. Stattdessen betrachtete er seinen Gegenüber genauer, sog jede einzelne Information, die er über ihn bekommen konnte in sich auf. Die Uniform, gepflegt und sauber, doch ein wenig zerknittert, verriet dem Jungen, dass der Polizist allein lebte.
Anscheinend war er geschieden. Er hatte niemanden, der ihn auf seine zerknitterte Kleidung hinwies, geschweige denn, sie ihm bügelte. Seine stahlgrauen Locken, die seinen Kopf bedeckten und sein sportliches Äußeres sprachen davon, dass er früher einmal attraktiv und daher auch verheiratet gewesen sein musste. Anscheinend ist ihm nach der Scheidung nicht viel anderes geblieben, als seine Arbeit, in die er sich nun noch mehr als zu früheren Zeiten reinkniete. Die dunklen Augenringe und Schatten unter seinen Augen zeugten von den vielen Überstunden, die dieser Mann regelmäßig übernommen hatte.
Der strenge Zug um seine schmalen Lippen sagte Pan, dass selbst die Jungen Polizisten unter der strengen Hand dieses Polizisten zu leiden hatten. Doch etwas Undefinierbares, vielleicht auch der Ausdruck seiner grauen Augen, erweckten in Pan den Eindruck, dass dieser Mann nicht ohne Grund nach all der langen Zeit in seinem Beruf, einen immer noch so niedrigen Posten bekleidete. Etwas musste vorgefallen sein, dessen war sich Pan sicher. Doch was konnte das gwesen sein? Pan vergrub diese Frage in den Tiefen seines Gedächtnisses und richtete seine Aufmerksamkeit wieder völlig auf die Gegenwart.


Dann fuhr der Polizist fort : "Zu deiner Information haben wir dich mit einigen der Einbrücher der letzten Zeit in Verbindung setzten können.", stellte der Beamte zufrieden und mit einer noch genauso nasalen Stimme klar. Erneut folgte eine Pause. Pan konnte immernoch den gestrigen Triumph in den Augen dieses Mannes erkennen. Heiße Wut breitete sich in seinem Körper aus und verbrannte jedes einzelne andere Gefühl. Er würde diesem Polizisten das Leben so schwer machen, dass er wünschte er wäre genauso tot wie sein Bruder.
"Das ist alles?", fragte Pan überrascht, Spott breitete sich auf seinen Zügen aus. "Fünf Jahre Ermittlungsarbeiten und das ist  alles, was ihr über mich herausgefunden habt? Ihr wisst nicht einmal von welcher Organisation ich komme?", fragte er belustigt. "Schwache Leistung", grinste Pan spöttisch und um dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, setzte er dem noch ein leises Kichern hinzu.

Der Spott in seiner Stimme hatte seine Wirkung nicht verfehlt, der Beamte packte ihn plötzlich an seinem T-shirt und zog ihn über den Tisch. "Ich werde dir die Hölle heiß machen, Freundchen!", presste er hochrot zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er schubste Pan wieder zurück in den Stuhl. Immernoch schwer atmend fragte er den Jungen nach seinem Namen. Pan antwortete mit einem lauten Lachen.  Der Ausdruck auf dem Gesicht des Polizisten versteinerte. Er holte aus, seine Faust sauste auf den Jungen zu und traf ihn an der Nase. Zufrieden registrierte er, dass Pan vor Schmerz laut aufschrie.


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