Sie rannte. Sie rannte und rannte. Sie konnte ihren Atem hören, die Luft, die sie einatmete und stoßweise wieder aus ihrer Lunge hinausschleuderte. Sie könnte auch das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Und sie spürte, wie ihre Lunge explodierte. Doch sehen konnte sie nichts, ihr blieb allein die Hoffnung nicht vom Weg abzukommen. Um sie herum herrschte völlige Dunkelheit.
Dann plötzlich veränderte sich ihre Umgebung. Hinter mehreren Bäumen und Sträuchern tauchte plötzlich flackerndes Licht auf, gefolgt von mehreren Stimmen. Sich eine Weg durch das Gebüsch suchend, näherte sie sich der Gruppe von Menschen, die sich um eine kleine Feuerstelle versammelt hatte. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie waren alle gekommen: Emma, Mia, Lea, Lucas, Gabriel, Will und Tom. Ihre Freunde. Ihre Familie. Und sie hatten alle auf sie gewartet: Auf Gaia, das Mädchen mit den Narben.
Narben, die sie so außergewöhnlich und geheimnisvoll machten wie niemand anderen. Narben, die sich, verzweigt wie die Wurzeln eines Baumes einen Weg auf ihrer Haut bahnten, Muster bildeten und unter ihrer Kleidung verschwanden. Selbst auf ihrem Gesicht waren die dünnen, feinen, weißen Linien zu sehen. Für Gaia waren sie Narben nur eines: ein Fluch. Sie musste wegen ihren Narben wie eine wandelnde Kuriosität durch die Weltgeschichte wandern.
Schnell löschten sie das Feuer und die Dunkelheit umfing sie
erneut, nur unterbrochen durch einzelne Strahlen mehrerer Taschenlampen. Die
Jugendlichen verließen den düsteren Wald und machten sich auf den Weg in die
Wohngebiete. Sie erreichten die ersten Häuser und drangen schon bald tief in
das Herz des Gebietes. Selbst die Häuser schienen zu schlafen in der Schwärze
der Nacht. Die Stimmung war ausgelassen. Vereinzelt zeriss ein Lachen die
drückende Stille, Gesprächsfetzen drangen an die Ohren der Umstehenden. Ihr Ziel
war die Ruine, die den kleinen Vorort so berühmt machte. Voller Vorfreude sah auch
Gaia auf die kommenden Stunden. Sie lächelte sanft. Was sie wohl
Heute wieder erleben würden?
Ihr
Blick
streifte die riesige Villa direkt vor ihr. Plötzlich fiel ihr etwas ins Auge und Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. War das nur Einbildung gewesen, oder
hatte sich gerade wirklich etwas in dem Schatten bewegt?
Wieder konnte sie eine Regung ausmachen und ihr Atem beschleunigte sich.
Immernoch den Blick auf den Schatten, den der kleine LKW auf die Straße
warf, gerichtet,
streckte sie ihren Arm aus und hielt Mia zurück. "Was ist?", stöhnte diese schmerzverzerrt. Gaia hatte sich unsanft in ihren Arm gekrallt. "Ich glaub da vorne ist jemand!", zischte Gaia zurück.
"Ach
was, das bildest du dir bloß ein!", wimmelte Mia sie ab. Doch plötzlich sah auch
sie eine Bewegung in der Dunkelheit vor ihnen und ihre Augen weiteten sich. Schnellen Schrittes holten sie die anderen
ein und hielten sie auf. Nun waren die Menschen, die die Villa betraten nicht
mehr zu übersehen. Die Jugendlichen konnten von ihrem Standpunkt hinter einem
Zaun erkennen, wie mehrere Gestalten durch die Haustür in das Gebäude huschten,
still, man sollte sie nicht hören.
"Was jetzt?", fragte Will. "Na, wir gehen einfach näher ran und schauen uns die Sache mal genauer an.", schlug Luke mit einem Leuchten in den Augen vor.
"Was jetzt?", fragte Will. "Na, wir gehen einfach näher ran und schauen uns die Sache mal genauer an.", schlug Luke mit einem Leuchten in den Augen vor.
"Aber
nur einer! Sonst werden wir noch entdeckt!", meinte Mia. Zögernd
stimmten alle zu. "Ok, wer?". Wortlos sahen sie einander an. "Ich gehe!", verkündete Gaia halblaut. Murmelnd gaben sie ihr ihre Einverständnis.
"Aber sei vorsichtig!", warnte Mia sie mit einem Zittern in der Stimme. "Ja ja, ich schau ja nur kurz mal rein."
Und
so schlich
sie hinter dem Zaun hervor, betend, dass man sie in der Dunkelheit nicht
entdecken würde. Endlich, nach einer Ewigkeit wie ihr schien, hatte sie
die Hauswand erreicht und befand sich unter dem Flurfenster. Ihr Herz
pochte so laut, dass sie schon befürchtete man konnte es
hören. Dann wagte sie einen Blick durch das Fenster und das was sie in
der
Dunkelheit erkennen konnte, ließ ihren Atem stocken. Gestalten in
Masken,
behandschuht und mit großen Taschen ausgestattet verließen den Flur und
betraten die anderen Räume.
Langsam sank
sie von der Hauswand auf den Boden. Es gab noch etwas das sie gesehen hatte.
Etwas, dass ihr große Angst bereitete: Waffen. Die Einbrecher waren bewaffnet
gewesen, soweit sie sehen konnte. Mit Pistolen. Sie atmete tief ein, ihre
letzte Kraft reichte noch für einen Sprint zurück zu den anderen. Das Blut rauschte
ihr in den Ohren, als sie keuchend vor den anderen stehen blieb. "Polizei", japste sie. "Ruft die Polizei, sie sind bewaffnet!".
Wie fandet ihr das Kapitel?
Schreibts in die Kommentare,
Eure Day
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